Historie

Ein schwieriger Anfang...


Haus Fehlker, Vitustor - hier wurde der Verein gegründet

Alles beginnt 1907. Was für die Christen das Jahr 0, für die Mohammedaner das Jahr 622, ist für die überzeugten Bürgerschützen das Jahr 1907 - der Beginn einer neuen Zeitrechnung.
In diesem Jahr trafen sich eine Vielzahl von Metelener Junggesellen um einen neuen Schützenverein zu gründen.

Die Wiege des Schützenvereins stand am "Dicken End" - dem Vitustor, denn dort, wo heute das Haus der Familie Fehlker steht, stand damals die Gaststätte Kock (heute am Sendplatz), in deren Saal die Gründung des Vereins beschlossen wurde. Am 16. Juni 1907 wurden dann in der Wirtschaft Elling (auch am "Dicken End") die Statuten bekannt gegeben und angenommen. Somit hat der Verein - und damit irgendwie alle Schützen - am 16. Juni Geburtstag.

 

Damals hießen wir noch "Allgemeine Bürgerschützengesellschaft". Erst Anfang der 1970'er Jahre wurden wir zum "Allgemeinen Bürgerschützenverein".
Die Namen der ersten Vorstandsmitglieder sind uns im erhalten gebliebenem Protokollbuch verzeichnet.
Es sind: Johann Gerick als Vorsitzender, Wilhelm Wigger als Stellvertreter, Anton Woltering und Josef Teupen als Schriftführer, Heinrich Viefhues und August Rengers als Kassierer.

Was ist ein Schützenverein ohne ein Schützenfest - nichts! Daher waren sich alle Mitglieder einig, 1908 das erste Schützenfest zu feiern. Pustekuchen - in Metelen fand während der Pfingsttage 1908 eine "Mission", d. h. eine gemeindliche Glaubensintensivierung, statt. Also wurden zu Pfingsten alle Schützen etwas frömmer, aber keiner wurde König. Neben einer so heiligen Veranstaltung konnte doch kein Volksfest und damit kein Schützenfest stattfinden.

 

Der Verein war schon zwei Jahre alt, da konnte endlich zum ersten Mal ein Schützenfest gefeiert werden und zwar an der Heeker Straße beim Wirt Kemper (heute Lauhues-Weßling). Erster König wurde Metzger Hermann Wesseler.

Das Jahr 1909 ist übrigens auch das Geburtsjahr unseres Offizierskorps, welches erstmals erwähnt wird. Wie aus dem Artikel über das Offizierskorps in dieser Festzeitschrift entnommen werden kann, setzte es sich aus Angehörigen bekannter Metelener Familien zusammen.

Nichts hält ewig! Das merkten die Schützen 1910, denn die Vogelstange war zerbrochen. Also musste eine neue Stange her. Diese stellte der Schreiner Johann Gerick her.

Mit der neuen Stange wurde auch an einem neuen Platz geschossen, nämlich beim Kötter Witthage (heute Plugge) an der Ochtruper Straße.

Hieran erinnert heute noch ein Gedenkstein.

An diesem Ort wurden dann bis ca. 1930 die Könige ermittelt.

Für 1912 gibt es eine frohe Nachricht und eine schlechte Nachricht.

Die gute Nachricht zuerst: Es wurde kein Beitrag erhoben!

Die schlechte: Es wurde nur deshalb kein Beitrag erhoben, weil auch kein Schützenfest gefeiert wurde.

Zu den Gründen wird aus der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum zitiert:
"Im Jahr 1912 verstarb in der Woche vor Palmsonntag der von allen Schützenbrüdern so sehr geliebte Pfarrer Sundermann. Auf Anraten der Geistlichkeit wurde in einer Versammlung bei Nieland einstimmig beschlossen, in diesem Jahr kein Schützenfest zu feiern."

Es schlug die Geburtsstunde des heutigen "Verschönerungskomitees". 1914 erklärten sich Mitglieder bereit, das Festzelt zu schmücken und das Fest durch Böllerschüsse zu eröffnen.

 

Beim Böllern mit den auf dem Foto zu erkennenden "Kanonen" kam es damals schon mal vor, dass ein Geschoss im Schlafzimmer unschuldiger Mitbürger landete. Ob man für die Dinger auch schon einen Waffenschein brauchte, ist nicht überliefert. So war sie eben, die gute alte Zeit.

Feldpostkarte aus der Zeit des ersten Weltkrieges

Auf Grund des ersten Weltkrieges und der immer noch sehr schwierigen Situation nach Ende des Krieges fanden in der Zeit von 1915 bis 1920 verständlicherweise keine Schützenfeste statt.

Endlich war es wieder soweit, wir feierten Schützenfest.
1921 konnten wir uns wegen der bescheidenen Finanzlage zwar nur einen Tag Schützenfest erlauben - aber besser als nichts, oder?
1922 feierten wir wieder ein zweitägiges Schützenfest und 1923 war der Verein so reich wie nie zuvor, er besaß 62.098,00 Reichsmark! Leider war aber gerade Inflation und es wurde eine neue Währung eingeführt, statt der Reichsmark gab es die Rentenmark. Damit sank das Guthaben des Vereins von einem Tag auf den anderen auf Null! Mit null Mark kann man natürlich auch kein Schützenfest feiern, also fiel 1923 das mal wieder aus.

Inflationsgeld aus dem Jahr 1923

Bald ging es dem Verein und seinen Mitgliedern wieder besser. So beschlossen wir 1924 "traditionsgemäß" an zwei Tagen zu feiern und hielten das auch zwei Jahre lang durch.
Sogar eine Beitragserhöhung (das Thema ist wohl immer aktuell) wurde beschlossen.
Dann war 1926 mal wieder kein Geld vorhanden, da die Fabriken ihre Arbeiter nur noch zwei oder drei Tage in der Woche beschäftigen konnten. Wieder einmal hieß es "Ohne Moos nix los", so dass 1926 kein Schützenfest gefeiert wurde.

1927 sah die Welt wieder besser aus. Der Verein konnte sich die Anschaffung einer eigenen Fahne leisten. Diese Fahne begleitet seitdem Generationen von Schützenbrüdern bei den alljährlichen Schützenfesten, aber auch ab 1956 den letzten Gang zum Friedhof.

Die Jahre 1928 bis 1932 waren gekennzeichnet von einem Auf und Ab der wirtschaftlichen Situation in ganz Deutschland und damit, wen wundert´s, auch der in Metelen.

Weil die Wirtschaftslage 1928 bis 1930 relativ gut war, hätten in diesen Jahren eigentlich immer Schützenfeste gefeiert werden können, wenn nicht wieder eine Mission dazwischen gekommen wäre. Da die Schützen als gute Katholiken - Protestanten kannte man in Metelen damals nur in Gestalt des Polizisten - natürlich in die Kirche und nicht zur Schützenstange wollten, fehlt an der Königskette für 1929 der Königsorden.

1931 und 1932 hatte dann die Weltwirtschaftskrise mit ihren Millionen von Arbeitslosen das ganze Land im Griff, so dass an ein Schützenfest nicht zu denken war.

Schützenzug um 1933 auf dem Schilden

Ab 1933 wurde endlich wieder gefeiert und es wurden Könige ermittelt - übrigens wieder beim Wirt Kemper an der Heeker Straße.

Im Jahr 1934 war dann ein Novum zu verzeichnen. Erstmals wohnte ein Schützenkönig nicht in Metelen.

Da der damals größte Arbeitgeber, die Seidenweberei Schröder & Co. - später Gebhard & Co. - stillgelegt war, waren viele Metelener in den wirtschaftlich kräftigeren Raum um Bielefeld gezogen. So auch der König des Jahres 1934, Franz Iking.Blick auf Fa. Gebhard von der Kirche aus

Das Jahr 1935 ist erwähnenswert, denn es wurde eine erfreuliche Neuerung eingeführt. Am ersten Festtag fand ein "Kaffee-Konzert" statt. Der Vorläufer des heute noch existierenden und beliebten Kaffee-Kränzchens unserer Damen.

Im Jahre 1936 endete das Vereinsleben der "Allgemeinen Bürgerschützengesellschaft" plötzlich und nicht ganz freiwillig.

Was war geschehen?

Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten war es um das freie Vereinsleben in Deutschland geschehen. Auch die Vereine waren von der Politik der "Gleichschaltung" betroffen.

Für die Schützenvereine ordnete der "Reichssportführer" mit Schreiben vom 21. Februar 1936 die Eingliederung aller Schützenvereine in den "Deutschen Schützenbund der Fachgruppe I im Deutschen Schießsportverband" an und teilte mit, dass alle Vereine, die diesem Verband nicht beitreten, als aufgelöst gelten.

Gleichzeitig waren die Nationalsozialisten bestrebt, das Vereinswesen zu konzentrieren und möglichst wenige Vereine bestehen zu lassen. Dies bedeutete für die kleineren Gemeinden, also auch für die damalige Gemeinde Metelen-Wigbold, dass nur ein Schützenverein existieren durfte.

Ziel der Nationalsozialisten war es "den Gedanken der Volksgemeinschaft zu verwirklichen".
Das Glück weiter existieren zu dürfen, hatte damals die Schützenbruderschaft Fabianus und Sebastianus, mit der wir "zwangsfusioniert" wurden.
Die Allgemeine Bürgerschützengesellschaft war somit aufgelöst.

Im Jahr 1936 endete daher mit Heinrich Berghaus die Reihe der Vereinskönige für die nächsten 14 Jahre.

Das Jahr 1950 war das Jahr der Wiederauferstehung unseres Vereins. Am 25. Februar 1950 trafen sich frühere Mitglieder des Vereins, aber auch Freunde und Gönner mit dem Ziel, den alten Schützenverein aus der "Zwangsehe" mit der Schützenbruderschaft Fabianus und Sebastianus zu lösen und als Allgemeine Bürgerschützengesellschaft wieder ins Leben zu rufen.

Sofort wurde ein neuer Vorstand gewählt, bestehend aus:

  • Engelbert Becking (1. Vorsitzender)
  • Bernhard Iking (Stellv. Vorsitzender)
  • Paul Mensing (Schriftführer)
  • Anton Woltering (Schriftführer)
  • Hermann Segeler (Kassierer)
  • Josef Tenwiggenhorn (Kassierer)
  • Franz Wessendorf (Beitragseinholer)

 

Der Vorstand sollte nach alter Tradition ein Schützenfest über die Pfingsttage vorbereiten. Ferner sollten die bei der Fusion im Jahr 1936 an die Fabianus und Sebastianus Schützenbruderschaft abgegebenen vereinseigenen Unterlagen und Gegenstände zurückgefordert werden.

Wie aus der nachstehenden Auflistung aus dem Jahr 1950 ersichtlich ist, wurde diesem Ansinnen auch entsprochen.

Bei der "Neugründungsversammlung" traten schon 112 Mitglieder dem neuen/alten Verein bei. Auch ein Offizierskorps und ein Verschönerungskomitee wurden sofort neu gebildet.

Feuerwehrkapelle um 1950

Im Jahr 1950 wurde auch zum ersten Mal die Verpflichtung einer Musikkapelle, der damaligen Feuerwehrkapelle Metelen (heute Blasorchester Metelen) erwähnt.
 

Armbrustschießen 1950

Es ist aber davon auszugehen, dass auch vorher schon beim Schützenfest nicht nur Krach, sondern auch Musik gemacht wurde.

Damals, 1950, waren wir Deutschen unseren Befreiern, den Engländern, noch so verdächtig, dass nach dem "Entmilitarisierungsgesetz" der König nicht mit dem Gewehr, sondern mit der ungefährlicheren Armbrust ermittelt werden musste.

Erster König nach der Neugründung wurde Heinrich Kemper.

Wie er selbst sagte, hatte er mit allem gerechnet, aber nicht damit, König zu werden. Dieses Erlebnis teilen wohl seither viele seiner Nachfolger mit ihm.

Es wurde so gut gefeiert, dass noch am Abend des Königsballes 50 neue Mitglieder dem Verein beitraten. Ob dieser Rekord wohl jemals gebrochen werden kann?

Die 50er Jahre waren eine Zeit großer Veränderungen.

Bedingt durch die Vertreibung der Deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten, erhöhte sich nach dem 2. Weltkrieg Metelens Einwohnerzahl sehr stark.

Dass diese Integration auch in unserem Verein funktionierte, zeigte sich daran, dass 1952 erstmals ein "Vertriebener", nämlich Helmut Henschel, die Königswürde errang.

Das Eingliederung aber nicht vollständige Anpassung der Einen an die Anderen bedeutet, sondern gegenseitiges Verstehen, zeigte sich noch 50 Jahre später. Als  Spielmannszug um 1953

2002 Matthias Schaar den Vogel herunter holte, konnte man die Bemerkung hören: "Endlich ist mal wieder ein Schlesier König."

Auch 1953 gab es im Vereinsleben eine Änderung, die bis heute Bestand hat. Erstmals spielte der Spielmannszug der Kolpingfamilie bei unserem Schützenfest. Wie man auf dem Foto sehen kann waren das auch damals schon schicke Kerle.

1956 beschlossen die Mitglieder eine Neuerung, von der sicher jedes Mitglied hoffte, dass es möglichst spät in ihren Genuss käme. Denn es wurde festgelegt, dass an dem Begräbnis eines verstorbenen Mitgliedes eine Fahnenabordnung des Vereins teilnimmt.

Es gab noch mehr Neues: Bis zu diesem Jahr hatte der Vogel freie Sicht. Er saß einfach auf der Stange. Ab 1956 wurde er in einem Kugelfang versteckt. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass die Schützen früher besser zielen konnten.

 

 

 

Der Schützenvogel in luftiger Höhe

1957 konnte der Verein auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblicken. In den 50 Jahren wurden allerdings gerade mal 24 Könige ermittelt. Wir hoffen wohl alle, dass eine so schlechte Bilanz nicht so schnell wieder zu verzeichnen sein wird. Jubelkönig wurde übrigens der langjährige 1. Vorsitzende Engelbert Becking.

Im Jahr darauf übernahm die Familie unseres heutigen Vereinswirtes Heiner Pieper die Verantwortung für die Bewirtung. Die Theke war damals noch selbstgezimmert und die Fässer wurden bis oben hin mit Eis umhüllt, damit das Bier auch bei warmen Temperaturen genießbar war. Heute ist alles einfacher.

Seit 1960 gibt es in unserem Verein offiziell Ehrenmitglieder. Weiter wurde im gleichen Jahr erstmals im sogenannten "Bagno", also in unmittelbarer Nähe des heutigen Schützenwaldes, der König ermittelt.
Als weitere Neuerung gibt es zu berichten, dass der Königsball, der bis dahin im Saale der Wirtschaft Brink gefeiert wurde, wegen des großen Andranges erstmals im Saal des damaligen Jugendheimes (heute Bürgerhaus) stattfand.

1964 wurde die Gemeinde Metelen 1075 Jahre alt. Diesen Geburtstag feierten die Metelener mit allen möglichen Festivitäten. Man war ja erfinderisch, wenn es um's Feiern ging.
So wurde aus diesem Anlass auch das Kaiserschießen der Könige aller Metelener Schützenvereine erstmals durchgeführt. Damals gab es allerdings nur vier Vereine, denn die Frauen beschränkten sich noch darauf, den Männern beim Schießen und Trinken zuzuschauen. Einige behaupten deshalb, dass die Welt damals noch in Ordnung war.

1967 fanden die Schützenbrüder den Mut, ihren Frauen zu sagen, dass drei Tage Schützenfest nicht genug sind. Man erfand den - heute nicht mehr wegzudenkenden - Frühschoppen zum Abschluss des Schützenfestes.

Überliefert ist, dass die Wirte, insbesondere unser Vereinswirt, bereits damals begeistert darüber waren, wenn die leicht angetrunkenen Schützen ihren nicht mehr vorhandenen Restdurst nach dem Frühschoppen bei ihnen stillen wollten.

Im Jahr 1969 musste sich der Verein wegen neuer Sicherheitsbestimmungen mal wieder eine neue Vogelstange mit Kugelfang und Gewehrauflage gönnen. Diese Stange wollte aber nicht so wie die Schützen: Obwohl sie mit 8 m³ Beton als Fundament versehen wurde, fiel sie beim ersten Aufstellversuch einfach wieder um! Aber natürlich haben letztendlich die Schützen den Kampf gegen die Stange gewonnen und so konnte diese zu Pfingsten feierlich eingeweiht werden.

Kinderkönigspaar 1977 Ralf Mensing und Dagmar Müntefering

1972 bekam das bisher alleinige Königspaar Konkurrenz. Denn seither ermitteln die Kinder der Vereinsmitglieder ihren eigenen Kinderschützenkönig. Erstes Kinderkönigspaar waren Udo Hollekamp und Renate Dirks.

Erstmals seit 1950 wurde 1974 kein Vereinskönig ermittelt. Grund hierfür war, dass nach zehn Jahren ein neuer Kaiser aller Schützenvereine ermittelt wurde. Man erzählt sich, dass viele schon vergessen hatten, wer denn "alter" Kaiser war.
Der Verein konnte sich neben der Kostenbeteiligung am Kaiserschießen nicht noch ein komplettes eigenes Schützenfest leisten. Man hatte halt immer schon seine liebe Last mit den Finanzen. Aber wenigstens ein Kinderschützenfest wurde gefeiert, bei dem Reimund Wigger den Titel errang.

Eine revolutionäre Neuerung trat im darauf folgenden Jahr in Kraft. Erstmals wurde nicht mehr in einem Saal, sondern in einem Festzelt gefeiert. Ob sich heute wohl noch ein Vereinsmitglied vorstellen könnte, wieder in einem Saal zu feiern?

  Anton Stening als berittener Offizier

Dieses Bild gehört seit 1976 der Vergangenheit an. Denn seither gehen alle Schützen zu Fuß, auch die Adjudanten. Böse Zungen behaupten ja, dass man die Pferde wieder einführen sollte, da man beim Schützenfest auf vier Beinen sicherer gehen könne als auf zweien.

1978 wurde erstmals in der Vereinsgeschichte der Titel eines Ehrenvorsitzenden verliehen. Geehrt wurde mit diesem Titel Hans Tendyck, der nach dem 2. Weltkrieg das Bild des Vereins entscheidend geprägt hatte. Sei es als König 1951 und 1976, als langjähriger Offizier bzw. Vorstandsmitglied oder von 1961 bis 1978 als

 

Verleihung der Urkunde zum Ehrenvorsitzenden an Hans Tendyck durch den damaligen Vorsitzenden Ludger Mensing

1. Vorsitzender.
Er wird allen Schützen, genauso wie allen Fußballfans, die ihn bis in sein hohes Alter als unbestechlichen und immer unparteiischen Linienrichter bei Matellia kennen gelernt haben, unvergessen bleiben.

1980 beschloss man, da der Verein stark gewachsen war, auch die Parolemannschaft von sechs auf acht Mitglieder zu vergrößern.
Hierzu muss aber gesagt werden, dass dies natürlich nur dann möglich ist, wenn sich entsprechend viele Schützen zur Verfügung stellen. Bei nahezu 600 Mitgliedern ist das nicht immer der Fall gewesen.

Ferner wurde 1980 erstmals der Jubilarkönig des Vereins, also derjenige, der vor 25 Jahren den Königsschuss getätigt hatte, geehrt. Diese gute Idee kam uns reichlich spät, so dass 1980 drei weitere Jubilarkönige nachgeehrt werden mussten.

 

Das Jubelkönigspaar Willi und Hella Weyring mit dem amtierenden Königspaar des Jahres 1982
  Ludger und Irene Mensing

1982 wurde der Verein 75 Jahre alt.
Alle Schützen fanden, dass dies Grund genug war einmal so richtig auf die Pauke zu hauen. So feierte man mit allem Zipp und Zapp das Jubiläum. Unter anderem wurde neben dem regulären Schützenkönig - in diesem Jahr errang Ludger Mensing diese Würde - erstmals in der Vereinsgeschichte durch die noch lebenden Könige des Vereins ein "Jubelkönig" ermittelt. Jubelkönig - und damit Bester der besten Schützen des Vereins - wurde Willi Weyring.

Auf der Generalversammlung am 08. Januar 1983 ging es einmal wieder hoch her. Stein des Anstoßes war die Frage, ob der im Jubiläumsjahr 1982 neu geschaffene Posten des Generalleutnants (damals mit Helmut Fislage besetzt) wieder besetzt werden sollte. Nachdem man mit Franz Wähning einen mehr als geeigneten Kandidaten gefunden und ihn auch schon gewählt hatte, erhob ein Schützenbruder den Einwand, der Posten sei ausschließlich für das Jubiläumsjahr geschaffen worden und solle nicht erneut besetzt werden.

In der anschließenden Diskussion über diese Frage gingen die immer als unterkühlt geltenden Westfalen aber einmal so richtig aus sich heraus und bewiesen, zu welchen Emotionen sie fähig sind. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Posten blieb erhalten.

Franz Wähning wurde nochmals mit deutlicher Mehrheit gewählt und seither wird das Offizierskorps von einem Generalleutnant - inzwischen als General bezeichnet - geleitet.

Aus heutiger Sicht kann man zu der damaligen Diskussion nur sagen: "Wer keine Probleme hat, der macht sich welche!".
Im Protokoll der Generalversammlung vom 11. Januar 1986 findet man den Hinweis, dass man sich wegen Unregelmäßigkeiten in der Kassenführung vom Kassierer trennen musste.
Damit steht fest, dass auch in unserem Verein nicht immer alles nach dem Motto "Friede, Freude, Eierkuchen" abgeht. Zum Glück entstand dem Verein kein bleibender finanzieller Schaden und es blieb ein bislang einmaliger Vorgang.

Schützenzug auf dem Langenkamp alias "Königsallee"

Im Jahr 1988 erhielt der Langenkamp endgültig seinen Zweitnamen "Königsallee". Denn zum dritten Mal in nur sieben Jahren errang mit Udo Rupprecht, nach Ludger Mensing und Josef Oskamp erneut ein Anwohner dieser Straße die Königswürde.
Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang noch, dass 1993 mit Hans Rupprecht noch ein vierter König von dieser - eigentlich nur kurzen - Straße zu verzeichnen war. Die Nachbarn nahmen dies inzwischen wohl gelassen, bei der langjährigen Übung saß beim Schmücken bestimmt jeder Handgriff blind.

Im Jahr 1989 waren alle Schützen so sehr mit den Feierlichkeiten zum 1100sten Geburtstag ihres Heimatortes beschäftigt, dass die "normalen" Schützenfeste ins Wasser fielen. Aber ein Kaiserschießen fand erneut statt. Kaiser wurde Bernhard Herdering, also wieder einmal kein König unseres Vereins.

Festwagen im Umzug anlässlich der 1100-Jahr-Feier

 

Im Jahr 1992 ging es bei den Versammlungen unseres Vereines wieder heiß her. Die Turbulenzen gipfelten im Rücktritt des langjährigen 1. Vorsitzenden Ludger Mensing.

Auf einer außerordentlichen Generalversammlung übernahm schließlich Willi Sunder den Chefposten in dieser unruhigen Zeit.

 

Zu erwähnen ist, dass beim 1994 turnusgemäß stattfindenden Kaiserschießen endlich einmal ein König für den Allgemeinen Bürgerschützenverein die Kaiserwürde errang.
Das Lob hierfür gilt Herbert Bruns, der damit bewiesen hat, dass die Könige unseres Vereins genauso gut schießen können, wie die unserer Mitbewerber aus Stadt und Land.

Seit vielen Jahren schon lud der Verein die langjährigen Mitglieder und die Witwen der verstorbenen Schützenbrüder zu einem "Tag der Ehrenmitglieder" ein. Dabei wurde auch immer ein "Seniorenkönigspaar" ermittelt.
1994 wurden im Protokollbuch erstmals die Namen dieses Königspaares genannt: Heinz Ewering und Maria Roters.


1996 passierte etwas, was es in unserem Verein vorher noch nicht gegeben hatte, aber irgendwann ist immer das erste Mal.
In diesem Fall galt diese dämliche Weisheit unserem Vogel. Nachdem er es schon einmal nach unten geschafft hatte, musste er sich nochmals zerfleddern lassen. Der glückliche Schütze, der ihn zunächst abgeschossen hatte, ließ ihn nämlich wieder aufhängen, da er nach erfolgtem Königsschuss keine Königin benennen konnte.

Heinrich Wähning, Josef Sunder, Erich Krabbe und Klaus Averbeck hängen den Vogelrest wieder auf

Im zweiten Anlauf sicherte sich dann Klaus Dieckmann die Königswürde.

1998 hielt die Gleichberechtigung auch in unserem Verein endgültig Einzug. Erstmals und bislang einmalig regierte eine Königin aktiv den Verein. Mit Nina Schmidt wurde ein Mädchen Kinderkönigin. Damit war (fast) die letzte Männerbastion geknackt.

Im Jahr darauf fand erneut ein Kaiserschießen statt. Weil der Kaiser aus unserem Verein seinen Job so gut gemacht hatte, musste diese Würde im Verein bleiben.

Das Kaiserpaar Josef und Maria Sunder begrüßen ihre Gäste

Daher holte erneut einer unserer Schützenbrüder, nämlich Josef Sunder, den Vogel von der Stange.

Im Jahr 2000 konnten wir den 50. Jahrestag der Neugründung des Vereins nach dem 2. Weltkrieg feiern. Aus diesem Anlass wurden am Pfingstsonntag im Festzelt 28 Schützenbrüder, die 1950 an der Neugründung des Vereins beteiligt gewesen waren, für 50-jährige Vereinsmitgliedschaft geehrt. Für sie alle gilt das alte plattdeutsche Sprichwort: "Je öller - desto döller".

Pünktlich zu Beginn des neuen Jahrtausends konnte wieder einmal eine neue Vogelstange eingeweiht werden. Gemeinsam mit dem Schützenverein Naendorf wurde diese durch die Vereinsmitglieder in Eigenleistung errichtet.

Notwendig wurde die neue Vogelstange, weil zum einen die bis dahin benutzte fahrbare Vogelstange im Unterhalt recht teuer war, zum anderen, weil es einmal wieder neue Rechtsvorschriften gab, die die Sicherheitsvorkehrungen deutlich verschärften.

Dafür haben wir jetzt aber eine wirklich schöne Vogelstange, um die uns andere Vereine durchaus beneiden.

Im Jahr der Euro-Einführung 2002 brachen wir mit einer Tradition, die seit Anbeginn des Vereins fast immer eingehalten worden war.

Denn zum ersten Mal wurde der König nicht am Pfingstmontag ermittelt, sondern bereits am Pfingstsonntag. Damit verbunden waren wesentliche Änderungen des restlichen Festablaufes; so fand der traditionelle Frühschoppen erstmals nicht am Pfingstdienstag sondern am Pfingstmontag statt.

Unter diesen neuen Bedingungen errang Matthias Schaar die Königswürde. Am Montag konnte man sehen, dass die Neuregelung von den Schützen positiv angenommen wurde. Zum Frühschoppen kamen mehr Schützen als in den Jahren zuvor.

Im Jahr 2003 wurden beim Kinderschützenfest erneut Maßstäbe gesetzt. Mit Malte Segeler wurde der bisher jüngste König unseres Vereins gekürt. Da der König noch nicht einmal drei Jahre alt war, ist zu erwarten, dass er diesen Rekord noch lange halten wird.

Kinderkönigspaar Malte Segeler (r.) und Lea Kmuche

Erstmals fand 2004 neben dem eigentlichen Vogelschießen und dem Kinderschützenfest auch ein Jugendschützenfest statt. Hiermit griff der Verein eine Anregung auf, die auf dem ersten Jugendabend im Frühjahr 2004 von jungen Schützen in spe vorgetragen worden war.

Erster Jugendschützenkönig wurde hierbei Stefan Averbeck.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 setzte der Bundestrainer voll auf die Jugend und errang einen nie erwarteten 3. Platz. Auch in unserem Schützenverein spielte die Jugend in diesem Jahr eine wichtige Rolle. Die Generalversammlung ermöglichte 16jährigen den Beitritt zum Verein als "Jungschützen".